Vielfältig waren die Events, Diskussionen und Meetups an denen Jolocom dieses Jahr teilnehmen durfte. Von Debatten über die Zukunft von Self-Sovereign Identity (SSI) bis zur Rolle des Vertrauens im Zeitalter von KI (Künstlicher Intelligenz) – Jolocom konnte viel beitragen und viel mitnehmen. Ein kleiner Überblick über die Events, an denen wir 2021 teilnahmen, gibt auch einen guten Einblick in unsere Ziele, Werte und Projekte.
Februar 2021
Bereits im Februar nahm Jolocom an einem virtuellen Meeting der International Association for Trusted Blockchain Applications (INATBA) teil. Mit dabei: das Positionspapier der Organisation, das bereits 2020 veröffentlicht worden war:,,Decentralised Identity: What’s at Stake?‘’. Eines der Gründungsprinzipien von Jolocom ist die Mission, die Etablierung und Aufrechterhaltung von offenen Standards in unserer Branche voranzutreiben. Daher freuten wir uns sehr, dass Kai als aktives Vorstandsmitglied der INATBA sowie als Co-Vorsitzender der Identity Working Group der Organisation die Diskussion leitete.
Gemeinsam mit vier Interessensgruppen diskutierte er die aktuelle Rolle dezentraler Identitäten, und wie sich diese in Zukunft gestalten sollten. Keryl Folwer als DIF Steering Committee Member, Anil John, Direktor des Silicon Valley Innovation Programme, Dr. Loretta Anania, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der GD Connect der Europäischen Kommission, und Daniel Du Seuil, der belgische Projektleiter für selbstsouveräne Identität (SSI) bildeten die Diskussionsgruppe. Das Positionspapier wurde von INATBA mit dem Ziel erstellt, die Erwartungen an einen offenen und innovativen Markt in dezentraler Identität zu definieren. Es analysiert den aktuellen Stand der SSI-Entwicklungen und eröffnet Diskussionen über die nächsten Schritte, stellt Forderungen an die wichtigsten Anspruchsgruppen und setzt Ziele für die Zukunft von SSI.
Kai fragte nach den ersten Reaktionen der Teilnehmenden auf den Inhalt des Papieres. Karyl stellte die Rolle und Wichtigkeit von Interoperabilität heraus. Als Interoperabilität bezeichnet man die Fähigkeit zum Zusammenspiel verschiedener Systeme. Wenn zwei Systeme miteinander vereinbar sind, nennt man sie auch interoperabel.
Anil wiederum sprach sich gegen einen ,,Techno-Utopismus einer selbstsouveränen Identität’’ aus, verdeutlichte jedoch, dass er an persönliche Entscheidungsfreiheit und Kontrolle glaubt. Dies wird auch von Jolocom unterstützt und gehört zu unseren grundlegenden Standards. Anhand einer digitalen selbstsouveränen Identität (SSI) arbeiten wir stets daran, dem Individuum die Kontrolle und Sicherheit zu geben, die eigenen selbstbestimmt verwalten zu können.
Loretta lobte den Plan der Europäischen Kommission, das nächste Jahrzehnt zu einem doppelten Übergang zu machen, bei dem Grün und Digital in alles integriert werden sollen. Sie argumentierte, dass es gut und wichtig ist, bereits jetzt, am Anfang, dabei zu sein, insbesondere wenn die Standards festgelegt werden. Gegründet 2014, ist Jolocom sehr engagiert in der Entwicklung von SSI Standards. Wir arbeiten stets daran, mehr Vertrauen in ein dezentrales Netzwerk auszubauen und die digitale Autonomie der eigenen Daten zu schützen.
Daniel sah SSI als Antwort auf die neue Forderung nach einer europäischen digitalen ID. Wenn es bei der europäischen digitalen ID um Empowerment, Datenschutz und neue Modelle der Datenhoheit geht, muss sie technologieneutral sein. Am Ende, so Daniël, sei die Frage immer dieselbe: Wie können wir die Bürger stärken?
Die Diskussion zwischen den Teilnehmenden war sehr angeregt und zeigte, trotz verschiedener Meinungen und Hintergründe, auch gemeinsame Werte auf. Einigkeit herrschte über den steigenden Stellenwert von digitaler Dezentralisierung, die als globaler Trend bezeichnet werden kann. Weiterhin stimmten alle zu, dass dies eine interessante Zeit ist. Sowohl die Industrie als auch der öffentliche Sektor interessieren sich mehr für dezentrale Identitäten und was sie ihnen bieten können. Jolocom stimmte der allgemeinen Meinung zu, dass nur durch enge Zusammenarbeit die dringend erforderliche Interoperabilität entstehen kann.
Mai 2021
Seit 2019 gehört Jolocom zu drei von vier Gewinnerteams des deutschen Innovationswettbewerbs zum Aufbau von Sicheren Digitalen Identitäten (SDI)-Projekten. Beim DWeb-Meetup im Mai 2021 wurde Jolocom eingeladen, seine Rolle bei ONCE, ID-Ideal und SDIKA näher zu erläutern, was Kai Wagner gerne tat.
Seine Kernaussage war dabei: Die Herausforderungen, die vor uns liegen, bieten gleichzeitig große Chancen. Die vier Projekte müssen mit EU-Richtlinien, W3C und generell der weltweiten Gemeinschaft harmonisiert werden; dazu braucht es kohärente Konzepte und Interoperabilitätsinfrastruktur. SSI und dezentrale Identitäten sind am boomen: deswegen gilt es, mit der Marktdynamik Schritt zu halten. Die DWeb Gemeinschaft kann von den Projekten sehr profitieren; Voraussetzung hierfür sind jedoch eine kohärente Infrastruktur und einheitliche Konzepte. So werden auch möglichst viele EU Bürger:innen erreicht, die dann die Chance erhalten, ihre Identität selbstständig zu verwalten.
Außerdem präsentierte Kai den Hintergrund zu den Projekten und ihrem Ziel. Offiziell ist der digitale Personalausweis auf dem Markt, wird aber nur von 0.5% der Bevölkerung aktiv genutzt. Deutschland hat, so stellte Kai heraus, keine führende Rolle im Bereich digitaler Identitäten. Ende 2019 wurden dann vier Projekte ausgewählt, die diese Probleme angehen wollen.
Oktober 2021
Auch das Thema ,,Digitale Identitäten’’ ist so aktuell wie nie zuvor, besonders vorangetrieben durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene zunehmende Digitalisierung in nahezu allen Lebensbereichen. Unter diesem Thema fand auch die online Veranstaltung ,,Digitale Identität’’ des BFM (Betriebswirtschaftliches Forschungszentrum) am 20. Oktober 2021 statt. Während einer angeregten Diskussionsrunde stellten sich vor allem die Themen der Datensicherheit, Umgang mit Skeptiker:innen und Kosten für eine Wallet in den Mittelpunkt. Unter der Expertengruppe befanden sich Irene Adamski als Vertreterin für Jolocom, sowie Fabiane Völter als Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Bayreuth, Thomas Ruch als Zuständiger für die Kreditsteuerung der BAUR GmbH und Boris Lingl als Head of Blockchain bei DATEV, welche die Fragen des Publikums zu beantworten suchten.
Dabei stellte Irene vor allem die Idee einer Wallet vor und präsentierte SSI als einen globalen Trend, der jedoch in Deutschland noch ein Markt im Werden ist. Daher waren die Fragen nach den Kosten einer Wallet nicht konkret zu beantworten, dennoch konnte sicher gesagt werden: Für die Endnutzer kommen keine Kosten auf. Außerdem soll das Nutzen einer Wallet freigestellt werden. EU Bürger:innen müssen aber die Möglichkeit haben, eine Wallet zur Verfügung gestellt bekommen zu haben. Daher kam der Begriff einer Übergangszeit auf, mit der definitiv zu rechnen sei. Die Datensicherheit liegt immer in den Händen der Nutzer:innen. Im Falle einer Anfrage, etwas auszuweisen, können diese selbst an- und abwählen, welche Informationen sie teilen, oder es sogar komplett ablehnen. Die eigenen Daten liegen dabei allesamt verschlüsselt auf der eigenen Wallet. Ähnlich wie bei einer Brieftasche zieht man nur jene Informationen heraus, die man auch teilen möchte.
November 2021
Ebenfalls im Umgang mit der Zukunft von Künstlicher Intelligenz (KI) stellte Irene die Rolle von SSI als möglichen Lösungsweg vor. Die Fachkonferenz ,,Vertrauen im Zeitalter KI-gestützter Bots und Fakes: Herausforderungen und mögliche Lösungen‘‘ am 4. November beinhaltete einige Impulsvorträge über die Themenbereiche Fake Reviews, Deep Fakes, und Lösungsmöglichkeiten. Spannende Beispiele vom Einsatz künstlicher Intelligenz im Alltag verdeutlichten, dass es sich um einen globalen Trend handelt.
Bei dieser angeregten Fachkonferenz wurden auch die Schattenseiten von KI beleuchtet. Identitätsklau, Manipulation der Politik, Verbreitung pornografischer Inhalte…Gefahren, die durch KI entstehen, sind nicht auszuschließen und führen zu wachsendem Misstrauen in den digitalen Raum. Wie ist hiermit umzugehen? Just an dieser Stelle kommt die Rolle von SSI ins Spiel. Es gehört zu Jolocom’s Grundprinzipien, die Autonomie von Bürger:innen im Netz zu wahren und zu schützen. Irene freute sich, dies näher erläutern zu können.
Der Grundgedanke: die eigenen Daten kontrollieren. Aufgeschlüsselt: selektiv auswählen, wer Zugang zu ihren und seinen Daten hat, und ablehnen, wer keinen Zugang bekommen soll. Beim Nutzen einer digitalen Wallet kommt dies gut zum Ausdruck: Ich kann ausweisen, dass ich über 18 Jahre alt bin, ohne mein persönliches Geburtsdatum teilen zu müssen. Diese selektive Weitergabe von Daten bringt auch wieder mehr Vertrauen in den digitalen Raum mit sich. So liefert eine sichere Wallet die Möglichkeit, im beginnenden Zeitalter von KI und automatisierter Bots die Autonomie über die eigenen Daten zu behalten und zu schützen.
2021 zeigte erneut, wie aktuell das Thema SSI ist und wie es vielseitig diskutiert wird. Das Team hinter Jolocom freut sich sehr, bei so anregenden Events dabei gewesen zu sein und bedankt sich bei den Organisatoren und anderen Teilnehmenden. Auf das 2022 noch viel weiteren spannenden Austausch bieten wird.